Gewerbehaus Stiftung St. Jakob
0249-CSJ-ZRH.CH-2013
Architect: Caruso St John Architects
Status: Competition (2013)
Clasification: 1 prize
Visualizer: Adrian König
Scale: Medium
Types: Commercial, Foundation

Die spezifische Volumetrie der neuen sechsgeschossigen «urbanen Werkstatt» der Stiftung St. Jakob ist logisch aus der Interpretation der städtebaulichen Situation heraus entwickelt worden. Durch den diagonalen Verlauf der markanten Viaduktbauten ergeben sich im Strassenraster unregelmässige Bauparzellen, die Potenzial für spezielle Nutzungen, Gebäudeformen und Aussenräume aufweisen. An der Heinrichstrasse fügt sich das Gewerbehaus mit seiner kräftigen, seitlich abgetreppten Fassade aus vorfabrizierten Sichtbetonelementen räumlich gut in die bestehenden Blockrand- und Gewerbebauten ein und erinnert im Ausdruck an die Geschichte des ehemaligen Industriequartiers.

Wenige aber dafür grosse Fensteröffnungen geben tiefe Einblicke in die Erschliessungsbereiche des Hauses. Grün gekachelte Öffnungen markieren die Zugänge ins Gebäude, wobei der Haupteingang räumlich etwas zu verhalten wirkt. Die Symmetrie der Fassade in Kombination mit den dekorativen Jakobsmuscheln verleiht dem Haus zwar eine strenge Eleganz, das geschlossene Erdgeschoss wirkt aber insgesamt eher abweisend und quartierfremd.

In die Tiefe der Parzelle ist das Volumen allseitig zurückgestaffelt, so dass ein zweigeschossiger Sockelteil entsteht, der einerseits zum Viadukt und anderseits zu den seitlichen Wohnbauten eine angemessene Distanz und Massstäblichkeit schafft.

Hier weist die Arbeitsstätte fast wohnliche Züge auf. Auf der Südseite weicht der Sockel zurück, löst sich in eine zweigeschossige, mit farbigen Keramikplatten verkleidete Arkade auf, schafft dadurch einen kleinen, baumbestanden Quartierplatz und damit die wichtigste Adresse. An diesem Ort befinden sich folgerichtig die Bäckerei und das Café. Entlang der Viaduktbögen entsteht so mit der Markthalle, der Bäckerei St. Jakob, der Josefwiese und dem Geroldareal eine abwechslungsreiche Abfolge von öffentlichen Einrichtungen, die das Quartier beleben und aufwerten.

Die interne Erschliessung des Gebäudes an der Heinrichstrasse über zwei symmetrische Treppen- und Liftanlagen mit zentralen Foyers und WC-Anlagen ist effizient und dieser Aufgabe angemessen.

Die geplante Zusatzfunktion als informeller Aufenthaltsraum ist hingegen nicht erwünscht. Die Grössen der einzelnen Geschossflächen sind optimal auf die Bedürfnisse zugeschnitten, sodass die wichtigsten Bereiche jeweils auf einem Geschoss Platz finden. Die wichtigsten Nutzungen, insbesondere die Bäckerei im Erdgeschoss, sind in ihrer Grunddisposition gut organisiert, die betrieblichen Abläufe und der Umgang mit den feuerpolizeilichen Anforderungen haben jedoch weiteres Optimierungspotenzial.

Vom 2. bis ins 4. Obergeschosse überzeugt die grosse räumliche Flexibilität. Lediglich sechs Stützen sind jeweils in der Organisation von rund 800 m² Nutzfläche zu berücksichtigen. Im Innern ist ausreichend Platz für Service- und Lagerflächen, während entlang der Fassaden in einer guten Raumtiefe unterschiedliche Arbeitsplätze eingerichtet werden können. Die umlaufenden Loggien erfüllen die Brandschutzauflagen und vergrössern die Nutzungsspielräume zusätzlich. Zudem bieten sie auch einen angenehmen Sonnenschutz und ermöglichen im Gegensatz zu den Festverglasungen an der Nordfassade und den beiden Sockelgeschossen eine betriebseigene Wartung der Fenster und Fassadenteile. Zu beachten bleibt das Thema der Tageslichtnutzung. Die Betriebskantine, der Gemeinschaftsraum und die Büroarbeitsplätze mit dem Sitzungszimmer sind im überhohen Dachgeschoss mit einer vorgelagerten Terrasse angeordnet. Die baurechtliche Linie des Dachprofils wird allerdings leicht überschritten.

Der eingereichte Werkpreis hält den vorgegebenen Kostenrahmen knapp ein und erweist sich auch im Quervergleich der eingereichten Beiträge als interessantes Angebot. Insgesamt überzeugt der Beitrag durch seine präzise städtebauliche Volumetrie, durch seinen aufgabengerechten und robusten Ausdruck sowie durch seine effiziente und flexible Grundrissorganisation.

Team: Michael Schneider, Florian Zierer, Adam Caruso, Philipp Knorr, Moritz Pürckhauer, Peter St John | Consultant: HRS Real Estate AG, Stefan Hofmann, Ralph Grund, Frank Prochnov, Till Beier, Conzett Bronzini Gartmann AG, enerpeak salzmann ag, Kalt+Halbeisen Ingenieurbüro AG, BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, planbar ag | Landscape: Schmid Landschaftsarchitekten GmbH | Post date: 03/02/2014 | Views: 5.116