Abteilung Personal der Autonomen Provinz Bozen
0599-SAA-BZO.IT-2011
Architect: Studio Architettura Associati
Status: Competition (2011)
Clasification: 1 prize
Visualizer: Studio
Scale: 4.860,06 ㎡ Medium
Types: Office, Office building

Projektbeschreibung

Der Wettbewerb stellt uns vor das schwierige Thema, ein modernes Bürogebäude, das sich durch maximale Flexibilität auszeichnen sollte, mit einem öffentlichen Gebäude im Stadtzentrum zu kombinieren.

Das führt in erster Linie zur Frage, was denn heute ein öffentliches Gebäude sei, und welche seine charakteristischen Eigenheiten seien. Die Antworten können recht unterschiedlich sein, aber wir glauben, daß ein wichtiger Bestandteil darin besteht, daß „Solidität” zum Ausdruck gebracht wird, es soll die Solidität der Institution, die darin untergebracht ist, repräsentieren. Das kann durch eine einfache Formensprache erreicht werden, die langfristig anhält und keiner der heute so üblichen, schnell wechselnden, Modeerscheinungen der Architekturwelt unterliegt.

Konzept

Das Projekt muß zwei prinzipiellen Ansprüchen gerecht werden: der Flexibilität, grundlegend für ein Bürogebäude, und der „Solidität” seiner Formensprache, ausschlaggebend für ein öffentliches Gebäude.

Die Antwort findet man in dem Element, das schlechthin das solide Element in der Architektur darstellt: das Tragwerk. Dieses wird in unserem Projekt nach aussen verlegt und in die eigentliche Gebäudehülle integriert: das Tragsystem wird somit zum Abbild seiner eigenen Architektur.

Es besteht – entlang der Aussenfront – aus übereinandergelagertenVierendel -Rahmen, die die einzelnen Geschossdecken tragen. Somit bleibt der Innenraum stützenfrei und gewährt die maximale Flexibilität in der Anordnung der Büroräume.

Das Gebäude ist auf einem Grundrißraster von 1,20 x 1,20 m aufgebaut, welches wiederum für abgehängte Decken, Doppelböden und Installationsleitungen in Raster von 60 x 60 cm unterteilt wird.
Das bloßgestellte Tragskelett erfüllt somit mehrere Aufgaben: Stütze, Hülle und Regulierung des Sonnenlichteinfalls.

Der Innenraum, der sich über die gesamte Gebäudehöhe erstreckt, ist der repräsentative Teil des Gebäudes. Er wird durch verglaste Körper, die Besprechungsräume, unterbrochen. Durch eine Vielfältigkeit unterschiedlicher Blickwinkel, auf jeder Etage anders, erscheint er „porös”. Hier spielt sich das Gemeinschaftsleben des Arbeitstages ab (man trifft sich, tauscht sich aus), im Gegensatz zur individuellen Arbeit innerhalb der einzelnen Büros.

Städtebauliches Konzept

Durch die Gebäudeform, ein einfacher Quader, wird die zur Verfügung stehende geringe Baufläche am besten ausgenutzt; eine Gebäudelängsseite, mit Fenstern versehen, befindet sich in der Bauflucht der Rittnerstrasse; die zum Hof ausgerichtete andere Längsseite, ebenfalls mit Fenstern versehen, ist 1,50 m von der Grenze zurückgesetzt. Die kurzen Gebäudeseiten, ohne Fenster, befinden sich im Südwesten direkt auf der Grenze zur Bauparzelle 576 und im Nordosten in einem Abstand von 3 m zum angrenzenden Gebäude Landhaus 8.

Die Fassade zur Rittnerstrasse ist der einfachsten geometrischen Form unterworfen: dem Quadrat. Seine Dimension und Abstraktheit stellen somit ein klares Element im bestehenden ärmlichen Baugefüge dar.

Ein Bürogebäude

Um den eigentlichen Charakteristiken eines Bürogebäudes zu entsprechen, soll das Projekt den folgenden grundlegenden Requisiten gerecht werden:
– hohe Flexibilität: die Standardgröße eines Büroraumes entspricht einem Rastermaß von 360 x 360 cm (13 mq). Um einen Raum von 240 x 360 cm (2/3 der Standardgröße), von 480 x 360 cm (4/3 des Grundtyps) oder von 540 x 360 cm (3/2 des Grundtyps) zu erhalten, können die Trennwände ganz einfach versetzt werden. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit eines Open-Space von 360 cm Raumtiefe.
– einfacher Zugang und Űberwachung: ein einziger Eingang, über Eck in Richtung Stadtzentrum ausgerichtet, führt in ein grosses Atrium, um welches die vertikalen Kommunikationskerne, die allgemein zugänglichen öffentlichen Bereiche (Infobüro, Amtsdiener, Kinderecke) und die Besprechungsräume angeordnet sind.
– übersichtliche Anordnung: an beiden Gebäudeenden befinden sich die vertikalen Kommunikationskerne, die jeweils über zwei zum Atrium geöffneten Galerien, Zugang zu den sich an den Längsseiten befindlichen Büroräumen bieten. Der zentrale Freiraum wird durch „Brücken” unterbrochen: verglaste Körper, in denen die Besprechungsräume untergebracht sind. Die Decken dieser Räume werden jeweils im darüberliegenden Geschoß zu Warteraum und Verbindungselementen der beiden Galerien.
– Qualität am Arbeitsplatz: sämtliche Büros sind durch die nach Südosten und Nordwesten liegenden Fensterfronten natürlich beleuchtet; durch die vertikalen Tragelemente bilden sich tiefe Loggien, durch die intensive Sonnenlichteinstrahlung (im Sommer von 11.00 bis 15.00 Uhr) abgeschirmt wird. Die einzelnen Büros können als getrennte Räume angesehen werden oder untereinander verbunden sein, um somit Gruppenarbeit und die Beziehung unter den Angestellten zu erleichtern.

Aufenthaltsbereiche sind in unterschiedlichen Geschossen eingerichtet und zu offenen begrünten Loggien ausgerichtet. Vom Aufenthaltsbereich der obersten Etage bietet sich ein wunderbarer Blick auf den Rosengarten.

Energiekonzept

Es wurde sehr viel Wert auf die technologisch/konstruktiven Details gelegt. Sie wurden in Funktion einer besseren energetischen Wirksamkeit des Gebäudes ausgesucht, um somit einerseits die Unterhaltskosten für Heizung, Klimatisierung und Strom so gering wie möglich zu halten, und andererseits, um den Anforderungen des Klimahauses Klasse B Standard gerecht zu werden.

Dies wird im Sommer wie auch im Winter dank einiger technischen Lösungen erreicht, in die das gesamte Gebäude miteinbezogen wird. Vor allem betrifft dies die Aussenhaut, die bei einem Gebäude immer die zentrale Rolle spielt, wenn es um die Energiebilanz geht.

Um eine geringere Sonneneinstrahlung am Nachmittag zu erreichen, wurde das Gebäude auf die Nordost – Südwest – Achse ausgerichtet. Durch die aussenliegenden Stützen, die als Tragstruktur das ganze Gebäude umgeben, werden die Ost- und Westfronten, die aufgrund eines flacheren Sonneneinstrahlwinkels stärker bestrahlt werden, vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt.

Für die Südost- und Nordwestfassade des Gebäudes ist eine hinterlüftete Glasfassade vorgesehen. Sie ist folgendermassen von aussen nach innen aufgebaut: eine hinterlüftete Einfachverglasung aus hellem Glas, welche eine Luftzirkulation von unten nach oben zulässt, 15-20 cm Luftschicht und die innenliegende eigentliche Klimahülle aus hochwertigen Isolierglasfensterelementen. Zwischen der äusseren und inneren Verglasung ist ein Rollo vorgesehen, das einerseits vor direkter Sonneneinstrahlung schützt, und andererseits den Lichteinfall reguliert. Dank der zweischichtigen Fassade ensteht ein „Wärmepuffer” mit doppelter Funktion: durch den Treibhauseffekt, der zwischen den beiden Glasfronten entsteht, wird im Winter Wärme aufgefangen, im Sommer hingegen wird sie durch die auftreibende Luft abgefangen und nach oben und aussen transportiert. Ein weiterer Vorteil dieser Fassadenkonstruktion ist die Schallisolierung, besonders wichtig aufgrund der naheliegenden Eisenbahnlinie.

Eine hohe Qualität der Raumluft erreicht man durch ein Belüftungssystem, das die Aussenluft durch spezielle Gitter, die sich in der Aussenhaut befinden, nach innen zum Atrium führt, wo sie dank des natürlichen Auftriebs nach oben geleitet und dort wieder abgeführt wird. Diese natürliche Belüftung trägt zu einem besseren Raumklima bei.

Die energetische Wirksamkeit des Gebäudes wird letztendlich durch die Dachbegrünung vervollständigt. Sie entspricht der gesetzlichen Auflage, der Bodenversiegelung durch Bebauung entgegenzuwirken und durch entsprechende Massnahmen auszugleichen. Die Begrünung überzieht die gesamte Dachfläche mit Ausnahme der „Glaskuppel”, ein Sheddach mit integrierten PV-Sonnenkollektoren aus Kristall-Siliziumzellen, und zu öffnenden Fensterelementen: diese Lösung bietet gleichzeitig Beleuchtung für das zentrale Atrium, natürliche Belüftung und Solarstromgewinnung.

Team: Studioarchitettura Associati, Orazio Basso, Davide Scagliarini | Post date: 24/09/2012 | Views: 3.220