Polizeigebäude Obermühlestrasse Winterhurer is a completed project by Oliv Brunner Volk for Stadt Winterthur in 2012. It is located in Winterthur Switzerland in an urban setting. Its scale is medium. Key materials are concrete and glass. Concepts such as broken volume and grid are explored. Review the 2 proposals for the same competition.
Ein sechsgeschossiger Kopfbau und ein dreigeschossiger Flachbau sind präzis zusammengefügt und bilden einen willkommenen Akzent innerhalb des eher vage definierten Umfelds der öffentlichen Bauten rund um den Teuchelweiherplatz. Der niedrige Gebäudeflügel am Stadtfallenweg bildet ein durchaus angemessenes Vis-à-vis zum denkmalgeschützten Ensemble der Villa Flora. Der hohe Gebäudeteil wiederum ist in grösstmöglicher Distanz dazu entlang der Obermühlestrasse platziert und richtet sich zum benachbarten Feuerwehrgebäude aus. Ein eingeschossiger Vorbau auf der Hofseite bildet eine Art rückliegenden Sockel: Diese volumetrische Manipulation bindet die beiden Gebäudeteile noch stärker zusammen und im Arealinneren kann so ein grosszügiger zusammenhängender Hofraum gebildet werden, welcher auch dem Werkhof akzeptable Betriebsbedingungen gewährleistet.
Nachdem die Verfassenden in der ersten Stufe den Schwerpunkt ihrer Bearbeitung auf das volumetrische Konzept, das Erschliessungsprinzip und die Nutzungsverteilung innerhalb des Gebäudes gelegt hatten, haben sie ihren interessanten Entwurf in der zweiten Bearbeitungsstufe überzeugend weiterentwickelt und verfeinert: Sie warten nun mit einer überzeugenden Organisation der Betriebsabläufe, einem attraktiven inneren Wegnetz und einer robusten architektonischen und konstruktiven Umsetzung auf, sodass ein angemessenes Bild des neuen Polizeigebäudes gegen aussen sowie ein sehr gutes Arbeitsumfeld für die Polizei selber angeboten werden. Wie bei allen Projekten befinden sich der Eingang für die Öffentlichkeit und der Eingang für das Personal auf entgegengesetzten Gebäudeseiten an der Obermühlestrasse bzw. auf der Hofseite.
Die Garagenzufahrt und der Haupteingang an der Obermühlestrasse liegen allerdings allzu nahe beieinander, der Platz für eine entspanntere Lösung wäre durchaus vorhanden. Das grosse Gebäude ist von einzelnen Grüninseln umgeben, welche die Eingangssituationen betonen oder eine gewisse Filterwirkung zu den dahinterliegenden Nutzungen erzeugen, was sehr begrüsst wird. Im Inneren wird der Besucher von einem hohen hellen Lichthof empfangen, wo sich die Schalterhalle, das Polizeimuseum und die Warteräume befinden. In unmittelbarer Beziehung zu diesem Lichthof sind in den darüber liegenden Geschossen die Abteilungen Verkehr, Verwaltung und Kommando angeordnet, deren Zugang bezüglich Sicherheitsvorschriften nicht einwandfrei gelöst ist: Die offene Anordnung des Hauptlifts zum Lichthof kann so nicht akzeptiert werden.
Die betrieblichen Zusammenhänge sind insgesamt jedoch sehr gut verstanden und umgesetzt worden. Sicherheits- und Verkehrspolizei sind mitsamt zugehörigen Hundezwingern im Erdgeschoss des östlichen Gebäudeflügels ideal angeordnet. Die Hauptabteilung Ermittlung mit geringerem Schalterbezug befindet sich sinnvollerweise im 1. Obergeschoss, Support und Ausbildung im 2. Obergeschoss. Garderoben und Fitnessräume im Untergeschoss sind über in die Tiefe greifende Lichthöfe belichtet, was sehr geschätzt wird.
Die Kantine mit Dachterrasse liegt im 3. Obergeschoss zwar zentral innerhalb des Gebäudes, kann aber nicht von allen Abteilungen gut erreicht werden und somit nicht als kommunikative Drehscheibe dienen: Dies ist gerade für die Einsatzkräfte, welche im 24-h-Pikett-Dienst arbeiten, problematisch. Das neue Polizeimuseum befindet sich dagegen allzu prominent an vorderster Lage im Erdgeschoss. Mit symbolhaftem Anspruch und Blick über den Teuchelweiherplatz schliesslich ist die Einsatzzentrale zuoberst im Hochbau angeordnet. Als eines der wenigen Projekte zeigt dieser Vorschlag mit dem Basisentwurf kohärente Erweiterungsmöglichkeit auf. Die innere Organisation des Gebäudes ist ganz von der dreidimensionalen Erschliessungsfigur geprägt, welche die Geschosse und die beiden Gebäudeflügel durchdringt und zusammenhält. Auch die Lichtführung folgt dem Prinzip dieser Raumfigur. Die vorgeschlagene Zonierung des 1. und 2. Obergeschosses zeigt exemplarisch auf, wie attraktiv und flexibel diese Grunddisposition ist – aber auch, wo noch Probleme bezüglich Brandschutz oder Sicherheit zu lösen sind.
Etwas weniger überzeugend sind die Zuschnitte in den Turmgeschossen, wo der innere Lichthof sehr viel Raum verdrängt und schmale Gänge ohne besondere Qualitäten generiert. Es fragt sich, ob der Lichthof tatsächlich über alle Geschosse nach oben geführt werden muss oder ob eine seitliche Ausstülpung gar bessere Raumtypen und Raumzusammenhänge generieren würde. Im Bereich der Anlieferung im Ostflügel müssen nicht nur die Korridore, sondern auch die Treppenläufe etwas breiter dimensioniert werden. Hier ist auch die Entflechtung einzelner Betriebsabläufe, die Konfliktpotenzial bergen, noch nicht gänzlich gewährleistet. Das Gebäude ist als Betonskelettbau konzipiert, wobei das kleinteilige Stützenraster der Fassadenschicht im Innenraum etwa verdreifacht wird und damit grössere Spannweiten geschaffen werden: So kann die gewünschte Flexibilität in der Raumeinteilung gewährleistet werden. Die äusseren Raumschichten erhalten sichtbare Rippendecken, welche die nötige technische Ausrüstung aufnehmen. Dieses konstruktive System bleibt sichtbar und führt zu einer etwas rohen, aber kontrollierten Raumstimmung, die in ihrer Direktheit und Selbstverständlichkeit angemessen wirkt. Bezüglich Systemtrennung der Bauteile (primär-sekundär) ist das Konzept vorbildlich.
Die unbeheizte zweigeschossige Tiefgarage ist vom Hauptgebäude statisch und thermisch getrennt, was ebenfalls vorteilhaft ist. Die Gebäudehülle wirkt stark aufgelöst, die vorgehängten Glasfaserbetonelemente bilden das Gebäuderaster ab und binden jeweils zwei Geschosse zusammen. Die Elemente verjüngen sich leicht nach aussen, was sie zwar etwas schlanker erscheinen lässt, aber teilweise zu komplizierten Fügungsdetails führt. Hier wünschte man sich eine deutliche Vereinfachung und Klärung. Auch die Verschmelzung von Hochbau und Flachbau ist tektonisch und statisch noch nicht einwandfrei gelöst. Es ist den Projektverfassenden gelungen, die komplexen Bedürfnisse von Polizei und Öffentlichkeit in ein kraftvolles neues Gebäude zu übersetzen, welches die betrieblichen Ansprüche überzeugend umsetzt, ein qualitätsvolles und angenehmes Arbeitsumfeld bietet und nicht zuletzt auch eine städtebauliche Aufwertung des Standorts darstellt.