Neubau Museum der Bayerischen Geschichte
0397-ULA-DE-2013
Architect: Ulargui Arquitectos
Status: Competition (2013)
Visualizer: La Renderia
Budget: 43.800.000 €
Scale: 8.670 ㎡ Medium
Ratio: 5.051,90 €/㎡
Types: Cultural, Museum

Es gibt schon so viel „Lärm“!

Fast immer sind wir, die Architekten, bei dieser Art von Wettbewerb bestrebt, innerhalb der verschiedenen möglichen Vorschläge nach einer Entwurfslösung zu suchen, die Raumerfahrungen schafft, welche es zuvor so nicht gab. Dabei diskutieren die Institutionen die Interventionen jedoch meist im Entweder-Oder zwischen der Förderung dieser neuen räumlichen Erfahrungen oder der Wahrung der Tradition, welche den Status Quo mit einer aus der Historie begründeten Argumentation zu erhalten versucht.

Wenn wir diese beiden Grundhaltungen – das Bewahrende und das Neuartige  – als gegensätzliche Pole begreifen, so zielt unser Vorschlag darauf ab, sich genau zwischen diese beiden zu positionieren. Gegenüber Wettbewerbsbeiträgen, die Gebäude mit einer gänzlich neuen formalen Strenge  vorschlagen, was in der Konsequenz  eine signifikante Veränderung der Stadtgestalt bedeuten würde, sehen wir in der Auseinandersetzung mit dem Bestehenden die beste Herangehensweise.

Wir möchten dabei nicht gänzlich auf neue Räume, neue Nutzungen und neue Maßnahmen verzichten, wollen aber die bestehenden Gegebenheiten der gebauten Umgebung und der Geschichte akzeptieren und an diese anknüpfen. Wir ziehen dabei die Stille des Unvermeidlichen der Etablierung neuen, zusätzlichen „Lärms“ vor.

Stadt bauen

Es scheint angebracht, nach so vielen Jahren der „Architekturspektakel“ wieder den Wert des Städtischen als das Hauptziel einer Intervention zu begreifen. Es ist notwendig, eine gegenteiligen Sichtweise einzunehmen – aus der öffentlichen Perspektive auf die gebaute Leere – da das bestehende Gefüge von Straßen und Blöcken den Fundus darstellt, wo sich die einfachsten Antworten finden lassen.

Wenn wir davon ausgehen, dass das Problem wie auch dessen Lösung bereits in der Stadt vorhanden sind, wird die Form des Gebäudes weniger entscheidend. Das neue Museum sollte die Donau mit der historischen Stadt verbinden, weshalb wir es vorgezogen haben, sein bauliches Volumen aufzuteilen, um ein Netz von schmalen Gassen zwischen diesen entstehen zu lassen, durch welches man sich frei bewegen kann. Gegenüber der am Ufer befestigten Kreuzfahrtschiffen sind mehrere Treppen und eine Rampe für die Fahrgäste vorgesehen, mittels derer sie auf die obere Plattform gelangen, wo sich der Donaumarkt befindet.

An diesem beginnen mehrere fußläufige Verbindungen, welche sich selbstverständlich in das Stadtgefüge einweben. Diese Wege werden mit unterschiedlichen Breiten und Formen in einer Stetigkeit von der Trunzergasse und Klostermeyergasse in die moderne Stadt entwickelt. Darüber hinaus wird in Gestalt der neu geschaffenen Straße der Hunnenplatz vergrößert und mit der Römermauer  verbunden, was die fußläufige Verbindung zur alten Stadt erleichtert.

Mit der Stadt Bauen

Wenn der Vorschlag geäußert wird,  die Straßen und den öffentlichen Raum zurückzugewinnen, um Architektur zu generieren, versucht das Projekt, einen Schritt weiter zu gehen und schlägt vor, die Gebäude direkt aus der Nutzung der Gebäudetypen zu entwickeln, die für Regensburg charakteristisch sind.

Gibt es eine besseres Projektrepertoire als jene Bauten, die sich im Laufe der Zeit bereits bewährt haben? Betrachtet man das robuste Blockgefüge des Stadtkerns, fällt ein Bautypus auf, der sich in mehreren Teilen der Stadt wiederholt: Gebäude errichtet mit dicken, mörtelverputzten Mauern, kleinen Öffnungen und Ziegeldächern, die in keinem Verhältnis zu dem Gebäude stehen, das sie bedecken – ohne Dekoration, mit Mansardenfenster sowie kleinster Hülle bei maximalem Gebäudevolumen.

Zwei von ihnen, verschieden und miteinander in Beziehung stehend, markieren den Eingang der Steinernen Brücke und bilden ein ikonographisches Bild der Stadt. Sofern gemäß Unterlagen geschlossene Säle ohne natürliches Licht und mit kompakten Volumen gewünscht sind, die an verschiedenen Orten Ausstellungen erlauben – ist es dann nicht sinnvoll, sich wieder einem baulichen Typus zu bedienen, der schon derartig gute Beispiele wie diesen Ort hervorgebracht hat?

Für die Stadt Bauen

Durch die Aufteilung des Raumprogramms in die Bereiche Bavariathek, die Verwaltung und die Technische Funktionsflächen werden die bestehenden Gebäude an der Ostengasse so ergänzt, dass zwei neue Stadtblöcke entstehen.

Dies erweckt den Eindruck, dass sich die alte Stadt bis genau an diese komplettierten Stadtblöcke  erstreckt hat, welche nun durch die vier in der Körnung angemessen große Baublöcke des Museums erweitert wird. Der Besucher wird sie durchlaufen, sich von einem Gebäude in ein anderes mittels verglaster Stege begeben, die ihnen Ausblicke auf die Donau eröffnen. In den Innenräumen wird die Abfolge verschiedener, stützenfreier Räume erlebbar, welche nur durch die Außenwände der Gebäudehülle beschränkt werden.

Die mittelalterlichen Dörfer, das wahre Herz der bayerischen Kultur, sind durch Ergänzung und Erweiterung ihrer verschiedenen Einzelbausteine gewachsen. In dieser geschichtlichen Kontinuität die bayrischen Erfahrungen hinsichtlich der Entwicklung und Transformation von einem Gebäude zum anderen aufzunehmen und zu interpretieren, erscheint uns als die beste Darstellung des sich überschneidenden Entstehungsprozesses.

Dies, weil das neue Museum für sich selbst eine Hommage an die Stadt darstellt, mit einer Tour, die an der neuen Römermauer am Hunnenplatz beginnt, weiter hinaufführt, um die Erdgeschosse für die Sonderausstellungen und das Lager Ausstellungstechnik zu reservieren und einen Bereich für die Dauerausstellung zu schaffen, um schließlich unter dem Dachfirst im letzten Saal mit der Ausstellung der Bayernhimmel zu enden. Der großer Balkon dieses Saals ist mit Blick auf den Dom ausgerichtet und erinnert daran, was die Stadt für die Kultur Bayerns beigetragen hat.

Competition: Neubau Museum der Bayerischen Geschichte | Collaborator: Pesquera Ulargui arquitectos s.l.p. | Post date: 06/08/2013 | Views: 2.337